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Hospiz: „St. Pauli? Ich möchte an keinem anderen Ort leben.“

St. Pauli ist ein Stadtteil der Originale. Eines dieser Originale, oder wie es ein Freund ausdrückte, »einer der letzten  echten St. Paulianer«, ist Hospiz-Bewohner Christoph*.

Der Kiez ist seit 35 Jahren sein Zuhause. Ende der 80er-Jahre kam der 66- Jährige eher ungeplant aus Hannover nach Hamburg – und verlor sein Herz an den Stadtteil. Dieser wurde nicht nur Christophs Lebensmittelpunkt. Er arbeitete auch in vielen bekannten Bars und Clubs der Stadt, allein 16 Jahre als Portier in Susis Show Bar«. Mit dem Kiez und den Menschen ist Christoph seitdem tief verbunden: »St. Pauli ist besonders, hier gibt es einen besonderen Schlag an Menschen und den liebe ich. Ich möchte an keinem anderen Ort leben.«

Christoph im Porträt - gezeichnet von einer Freundin.

Christoph im Porträt – gezeichnet von einer Freundin.

Mitte April zog Christoph auf St. Pauli ins Hamburg Leuchtfeuer Hospiz ein. Die Diagnose: eine nicht heilbare Lungen- und Lebererkankung. »Das Hospiz wird mein letztes Zuhause sein«, sagt er ohne Resignation. »Ich will meinen Weg  unbedingt bis zum Ende gehen und bis zum Ende leben. Dabei hilft mir die echte Zuwendung hier im Hospiz sehr.« Ihn beeindruckt, wie das Team des Hospizes für die Bewohner*innen da ist und ihnen das Leben schöner macht: »… auch denen, die es nicht so gut haben!« Ein Team der insgesamt 30 haupt- und 60 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen ist rund um die Uhr für die Bewohner*innen da – und hat neben der Pflege auch stets das Zwischenmenschliche im Blick: »Hier muss man sich nicht schämen für seine Schwächen, seine Erkrankung oder für seinen Körper. Man kann sich genau so geben wie man ist – und erfährt Zuspruch, Respekt und Würde.«

Utensilien von Christoph im Hospiz auf St. Pauli

Tier- und Tabakfreund: Christophs Utensilien auf dem Nachttisch.

Besonders wertvoll ist für Christoph die für St. Pauli so typische Willkommenskultur im Hospiz: Seine langjährigen Freunde können ihn jederzeit besuchen: »Diesen Kontakt brauche ich auch. An einem anderen Ort wäre ich einsamer und einsam zu sterben wäre für mich das Schlimmste.« Mit dem Einzug im Hospiz schließt sich für Christoph damit ein Kreis. Wie er heute auf sein Leben zurückblickt? »Ich habe in wirklich bewegtes Leben gelebt. Aber ich bin auch jetzt glücklich und zufrieden, denn ich habe wahnsinnig viel von den Menschen um mich herum zurückbekommen.«

Der Affe - Christophs selbsterklärter Seelenverwandter.

Der Affe – Christophs selbsterklärter Seelenverwandter.

Bevor es soweit ist, hat Christoph allerdings noch einen letzten Wunsch. »Ich bin echter Tierfreund. Der ›wendige Affe‹ ist mein chinesisches Tierkreiszeichen – und das passt auch  zu mir«, sagt er lachend. Der Plan für den Frühsommer: noch einmal Hagenbecks Tierpark besuchen und sich das Affengehege anschauen.

Das Hospiz wird unter anderem aus Spenden finanziert. Mit Ihrer Unterstützung ermöglichen Sie den Bewohner*innen und ihren Zugehörigen ein fürsorgliches und zugewandtes Zuhause in der letzten Lebensphase. Mehr Infos zu den Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier.

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Diese Geschichte wurde zuerst in unserem Benefiz-Newsletter veröffentlicht. Wenn auch Sie unsere Newsletter erhalten wollen, dann können Sie sich hier dafür anmelden.

*Christoph ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Textes leider bereits verstorben. Zum Zeitpunkt der Erstellung lebte er noch im Hamburg Leuchtfeuer Hospiz auf St. Pauli.